3 Notizen zu: "Political Affairs - Language is not Innocent"
"Political Affairs - Language is not Innocent", Kunstverein in Hamburg
1 Es gibt gerade viel zu lesen im Kunstverein: Denn die Mechanismen der politischen Sprache sind es, die die von Monica Bonvicini mitkuratierte Gruppenschau "Political Affairs - Language is not Innocent" zu ihrem Untersuchungsgegenstand macht. Denn wo Sprache immer schon ein Mittel zur politischen Manipulation war, wo mit Phantasiebegriffen immer schon Tatsachen verdreht wurden, wird die Frage nach unserer Kommunikation gerade in den Sozialen Medien, wo sich Bots in Dauerschleife Kampfbegriffe um die Ohren schlagen, immer brisanter.
2 Dem Thema entsprechend geht es größtenteils ziemlich plakativ zu: Zahlreiche Slogans leuchten und blinken von den Wänden, von "Alle Daten dem Volk"(Superflex) über "AIDS is good Business for Some" (Elmgreen&Dragset) bis "Trust Women" (Andrea Bowers). Eine Werkserie von Claire Fontaine fasst Ziegelsteine in Buchcover ein - Subtext: können Worte nicht auch Scheiben einschlagen? Auch dem Kampf um die Repräsentation von Frauen in Sprache wird auf relativ banale Weise begegnet, wenn Daniela Comani Buchcover von Klassikern der Literaturgeschichte zeigt, auf denen sie die Geschlechter der Hauptfiguren vertauscht.
3 Wirkliche Irritationsmomente sind selten: Ron Teradas absurde Tech-Headlines im New York Times-Look etwa legen offen, wie sehr wir alles für bare Münze nehmen, wenn etwas nur seriös genug aussieht. Die schönsten Werke, etwa die konkrete Poesie von Jakob Kolding, zeigen aber, dass Sprache noch ganz anderes Potential hat als nur die direkte Widergabe von Inhalten. Denn Sprache - das scheint die Ausstellung am Ende irgendwie sagen zu wollen - ist dafür eigentlich sowieso unzulänglich. Mindestens genauso wichtig ist, was zwischen den Zeilen passiert.