Promotionsvorhaben Filipe Lippe
Arbeitstitel: The End of Western Art: (De)colonization, (anti-)racism and Epistemic Disobedience in Contemporary Art
Betreuung: Prof. Dr. Astrid Mania, Prof. Dr. Jörg Heiser
Der Kolonialismus schuf Konzepte von Ethnien, die Weiße als Menschen und Nichtweiße als Nichtmenschen klassifizierten. Er trennte diejenigen, die zu dieser Welt gehören (weiße Personen) von allen anderen, die nicht zu dieser Welt gehören (Nichtweiße Personen).
Diese Doktorarbeit untersucht, wie Rassismus in der westlichen Kunst im historischen Kontext des Kolonialismus entstanden ist und analysiert die aktuellen Versuche, Kunst, Kultur und das Denken in der „postkolonialen Ära“ zu dekolonisieren. Sie verteidigt die These, dass die bloße Inklusion von ethnischen Minderheiten in das westliche Kunstsystem eine koloniale Falle darstellt, die die antirassistische und dekoloniale Arbeit blockiert. Da diese Künstler zwar durch die Integration ihrer Werke in den internationalen Kunstmarkt im westlichen Kunstsystem immer sichtbarer werden, während die misslichen Bedingungen der sogenannten „subaltern people“ jedoch weiterhin dieselben bleiben, was ihnen wiederum erlaubt als (wenige) Ausnahmen in der Kunstwelt zu erscheinen, reproduziert und wiederholt dieser Vorgang nur das koloniale Denken über Wertvorstellung. In diesem Sinne ist das die Bestätigung der kolonialen (konstruierten) Vorstellung über den "Anderen" als Künstler, indem sie deren Arbeit nur dann wertschätzt wenn die Künstlersubjekte dieser Vorstellung entsprechen. Da die Künstler verpflichtet sind, sich als marginale Identitäten zu präsentieren, so wie sie in der Modernität / Kolonialität gesehen werden, aktualisiert dieser Prozess das koloniale System, anstatt mit ihm zu brechen. Auf diese Weise bewahrt der Diskurs zur Repräsentativität die Kolonialität und verbreitet eine falsche Vorstellung von Emanzipation. Es ermöglicht zwar nicht-weißen Künstlern, gehört zu werden, jedoch während sie gleichzeitig struktureller rassistischer Gewalt ausgesetzt sind. Das koloniale Trauma wird kommodifiziert und ein Prozess der Re-Kolonisierung beginnt.
Diese Forschung geht daher von der Annahme aus, dass eine Entkolonialisierung in der Kunst (und mittels der Kunst) nur möglich ist, wenn sie sich vollständig von den westlichen künstlerischen / ästhetischen Wertesystemen abhebt. Diese funktioniert mit der Hypothese, dass Kunstwerke nur hegemoniale Erzählungen korrumpieren können, während sie als epistemisches Virus (Trojaner) in die Modernität / Kolonialität eingefügt werden. Die Künstler kreieren mikropolitische Praktiken, die neue Erzählungen und Formen von Subjektivierungen etablieren, die der westlichen Hegemonie widerstehen. Das hat das Potenzial, einen entkolonialisierten Raum zu schaffen, dem nichtweiße Personen als Menschen angehören können. Dies würde schlussendlich nicht nur das Ende der westlichen Kunst repräsentieren, sondern auch das Ende der westlichen Modernität / Kolonialität. Aber diese Überlegung wirft Fragen auf: Ist es also möglich, Kunst zu dekolonisieren? Weshalb und wofür nutzen Minderheiten Kunst als emanzipatorische Praxis? Warum muss Kunst dekolonialisiert werden und welchen Einfluss hätte das auf die Gesellschaft? Ist es möglich, koloniale Traumata durch Kunst zu überwinden? Wie können artists of color strukturellen Rassismus überwinden? Kann Kunst Zugehörigkeit zu nicht-weißen Menschen herstellen?