2010/04/29: Preis der Deutschen Filmkritik an Timo Schierhorn für »Nacht um Olympia«
Während des 23. European Media Art Festival (EMAF) vom 21. – 25. April in Osnabrück verlieh die Jury des »Verbandes der deutschen Filmkritik« den Preis für den besten deutschen Experimentalfilm an den HFBK-Absolventen Timo Schierhorn. Der Künstler, der bei Prof. Marie-José Burki und Prof. Robert Bramkamp im Studienschwerpunkt Zeitbezogene Medien studiert hat, behauptete sich mit seinem Diplomflm »Nacht um Olympia« (15 min) gegen knapp 60 Bewerber und erhielt den mit 1.000 Euro dotierten Preis.
2005 meint Timo Schierhorn in einer kurze Dokumentarfilm-Sequenz über die Geiselnahme in München bei den Olympischen Spielen 1972 seinen früh verstorbenen Vater zu entdecken. Seine Recherchen ergeben, dass sein Vater tats?chlich als BGS-Beamter bei der Olympiade war. Zudem mimte er häufig seinen eigenen Vater in Kneipen und nannte sich dann »Onkel Luten«. Für »Nacht um Olympia« schlüpft Schierhorn nun selbst in die Rolle dieser Kunstfigur, deren Biografie er inszeniert, um die Mechanismen von Erinnerung und Vergessen zu untersuchen. Mit Bekannten spielt er Alltagsszenen seiner Eltern zwischen 1972 und 1980 nach und kombiniert diese Reenactments mit gefundenem Super-8-Material zu einem semi-autobiografischen Film.
In der Begründung der Jury (Ingo Petzke, Claus Löser, Hans-Jürgen Tast) heißt es: »Die Spurensuche nach dem Vater führt zu einer Reflexion der 70er Jahre und untersucht die fragilen Brücken zwischen den Generationen... Durch bewusstes Vermischen von Dokumentarischem und Fiktion entsteht ein Vexierbild, das immer wieder reizvolle Irritationsmomente schafft - was ist Familiengeschichte, was Inszenierung? So verschmelzen nicht nur die traditionellen Medien miteinander, sondern auch die traditionellen Ausdruckformen des bewegten Bildes.«