2025/05/27: Preisträger:innen des Designwettbewerbs „Redesign Democracy“ ausgewählt – Neue Perspektiven für die Wahlurne der Zukunft
Die Jury des Designwettbewerbs „Redesign Democracy – Wählen neu gestalten“ hat vier herausragende Entwürfe prämiert. Organisiert wurde der Wettbewerb von der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) im Rahmen des Forschungsprojektes Redesigning Democratic Representation von Prof. Dr. Friedrich von Borries (HFBK Hamburg) und Prof. Dr. Sven T. Siefken (Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung). Ziel war es, angemessene und visionäre Konzepte zu entwickeln, die den uralten demokratischen Akt des Wählens aufwerten.
Über 50 Anmeldungen aus Deutschland und zahlreichen weiteren Ländern, darunter Belgien, Chile, Slowenien und Türkei, zeugen von einem breiten Interesse an der Aufgabe. Die hochkarätige Jury aus Expert:innen aus Politik, Verwaltung, Design und Wissenschaft hat vier Beiträge a 1.000 Euro Preisgeld ausgewählt:
„Aus ungestaltet wird umgestaltet“ von Moritz Bendl und Emma Rahe
Der Entwurf überzeugte die Jury durch die Idee der Transparenz im Wahlvorgang, seine klare Ausarbeitung und überzeugende Gestaltung. Die Jury lobte den ästhetisch ansprechenden und gleichzeitig praktikablen Entwurf, der die Umsetzbarkeit des Entwurfs vorstellbar macht.
„Deine Wahl“ von Pauline Muszi
Das ästhetische und niedrigschwellige Wahlpaket besticht durch seine durchdachte Konzeption. Die Jury würdigte die Balance zwischen einer Modernisierung von Gestaltung und Sprache amtlicher Kommunikation und demokratischer Ernsthaftigkeit.
„Meros“ von Daniel Afriyie Owusu
Dieser Entwurf beeindruckt vor allem mit seinem konzeptionellen Anspruch. Er stellt Werte wie Gemeinschaft und Solidarität ins Zentrum. Die Jury hob hervor, dass dieses Konzept mutig das demokratische Ritual der Wahl über die reine Funktion inspirierend erweitert.
„Fanticket“ von Peter Post und Petra Esveld
Die Einreichung spricht mit einem spielerischen, emotionalen Ansatz an, der die Wahl zu einem Festival-ähnlichen Ereignis macht. Mit Humor und Leichtigkeit macht der Entwurf demokratische Teilhabe zugänglich – „Wahl darf auch Freude machen“, so die Jury.
Die Jury des Wettbewerbs bestand aus:
- Prof. Dr. Stephan Bröchler (Landeswahlleiter für Berlin, Professor für Politik- und Verwaltungswissenschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin)
- Prof. Dr. Emma Crewe (Professorin für Anthropologie, School of Oriental and African Studies, London)
- Thomas Hadamek (Leiter Parlamentsdienste, Deutscher Bundestag)
- Prof. Daniela Hensel (Professorin für Social & Public Design, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin)
- Benedikt Kuhn (Staatssekretär, Chef der Hessischen Staatskanzlei)
- Barbara Lersch (Programmdirektion World Design Capital 2026)
- Peter Müller (Richter am Bundesverfassungsgericht a. D., Ministerpräsident des Saarlandes a. D.)
- Dara Sepehri (Vorstandsmitglied des Deutschen Design Club)
- Hanna Steinmüller (Mitglied des Deutschen Bundestages, Bündnis 90 / Die Grünen)
- Armand Zorn (Mitglied des Deutschen Bundestages, SPD)
Das Projekt Redesigning Democratic Representation ist ein gemeinsames Forschungsprojekt von Prof. Dr. Friedrich von Borries und Prof. Dr. Sven T. Siefken und wird gefördert von der Volkswagen Stiftung. Als Kooperation zwischen Politik- und Designwissenschaft untersucht das interdisziplinäre Team die prozessuale wie performative Dimension von Repräsentation und sucht nach Neuinterpretationen. Der Preis wird ausgelobt von der HFBK Hamburg.
Zitate der Jury:
- Prof. Dr. Emma Crewe (Professorin für Anthropologie, School of Oriental and African Studies, London): "The submissions inspired me to reconsider how we approach and even think about democratic elections – showing how lightness, symbolism and emotion can open up new ways of engaging with them."
- Thomas Hadamek (Leiter Parlamentsdienste, Deutscher Bundestag): „Als Jurist im Bundestag finde ich es unheimlich spannend, zu diskutieren, wie Design politische und gesellschaftliche Prozesse bereichern kann – als Ergänzung zu dem oft trockenen juristischen Alltag. Gerade angesichts der verfassungsrechtlichen Bedeutung des Bundestages ist es sinnvoll, dass sich auch die äußere Gestaltung der Wahl sehen lassen kann.“
- Prof. Daniela Hensel (Professorin für Social & Public Design, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin): „Die Beiträge zeigen eine beeindruckende Vielfalt an Perspektiven auf das Thema. Für eine Ausstellung, die breite Bevölkerungsschichten erreichen und eine öffentliche Diskussion anstoßen möchte, ist das ein großer Gewinn. Mehr kann ein Wettbewerb kaum leisten – und ich fände es großartig, wenn diese Entwürfe nun auch weiterentwickelt würden.“
- Benedikt Kuhn (Staatssekretär, Chef der Hessischen Staatskanzlei): „Die zahlreichen Erfahrungsberichte haben gezeigt, dass der Wahlgang derzeit eher als ein bürokratischer und nicht als feierlicher demokratischer Akt wahrgenommen wird. Dieser wichtige Tag sollte als Erlebnis aber nicht nur Pflicht, sondern auch Pathos und Passion für unsere Demokratie wecken und vermitteln. Die Einreichungen haben allesamt kreativ in den Blick genommen, wie dieser eigentlich besondere Akt verbessert und angemessen aufgewertet werden kann. Als früherer Wahlkampfmanager hat es mich inspiriert, zu sehen, wie nicht nur eine Wahlkampagne, sondern auch Wahltag und Wahlgang kreativ gestaltet werden können.“
- Barbara Lersch (Programmdirektion World Design Capital 2026): „Ich freue mich über diesen Designwettbewerb, denn er passt perfekt zu unserem Jahresthema Design for Democracy im Rahmen der World Design Capital Frankfurt RheinMain 2026.“
- Dara Sepehri (Vorstandsmitglied des Deutschen Design Club): „Es ist bemerkenswert, dass viele Menschen in Deutschland hervorragend gestalten können – aber der Staat es oft nicht schafft, diese Kompetenzen auch als gutes Erlebnis - in der Außendarstellung und der Interaktion mit Bürger:innen - zu nutzen. Deshalb begeistert mich dieses Projekt besonders – weil es um Raum, Begegnung und die visuelle Identität des demokratischen Staates geht.”
- Hanna Steinmüller (Mitglied des Deutschen Bundestages, Bündnis 90 / Die Grünen): „Ich hoffe, dass ich eines Tages auf so schön gestalteten Wahlzetteln zu wählen sein werde, wie sie hier vorgeschlagen wurden – das hat mich richtig motiviert.“ „Als junge Mutter und Bundestagsabgeordnete finde ich es toll, hier mitzudiskutieren, wie Demokratie auch durch Design zugänglicher werden kann.“
- Armand Zorn (Mitglied des Deutschen Bundestages, SPD): „Politik und Design können viel voneinander lernen – deshalb freue ich mich sehr, dass wir hier zusammen an der Schnittstelle von Gestaltung und Demokratie arbeiten.“
Weitere Informationen zu dem Forschungsprojekt:
Prof. Dr. Friedrich von Borries | HFBK Hamburg | friedrich.borries@hfbk-hamburg.de
Prof. Dr. Sven T. Siefken | Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung | Sven.Siefken@hsbund.de
Pressekontakt: Beate Anspach | HFBK Hamburg | Lerchenfeld 2 | 22081 Hamburg | Tel. +49 40 42 89 89 405 | beate.anspach@hfbk.hamburg.de
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Aus ungestaltet wird umgestaltet von Moritz Bendl und Emma Rahe
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