3notizen@rhizome.hfbk.net's Public Feed: 3 Notizen zu: ARTz IV, Kunstme...
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Es liest sich wie ein Druckfehler: etwa 450 Millionen Euro wurden diese Woche für einen angeblichen Da Vinci bezahlt, verkauft vom russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew an einen anonymen Bieter. Absolute Rekordsumme für ein Gemälde, oder man könnte auch sagen: Reiche Menschen schaufeln sich gegenseitig Geld hin- und her. Um kunsthistorisches Interesse dürfte es sich bei der Kaufentscheidung kaum gehandelt haben.
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Auch in Hamburg wird derzeit wieder Kunst zu Markte getragen, auch wenn auf der "Affordable Art Fair" weniger der Wiederverkaufswert, sondern mehr der dekorative Charakter der Gemälde und Skulpturen im Mittelpunkt steht. Verkauft wird jedenfalls auch hier um Unsummen. Wo Kunst ist, da ist auch Geld, möchte man also meinen. Doch weit gefehlt: Denn die parallel stattfindende Kunstmesse ARTz IV im Offspace BENZENE macht - sehr treffend benannt - ganz andere ökonomischen Bedingungen im alltäglichen Kunstbetrieb zum Thema.
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"JOBSEEKER" plärrt es da etwa bei der DJ-Pult-Installation von Utz Biesemann aus dem Lautsprecher, am Pullover des stoisch dreinblickenden DJs das Logo des Autoherstellers VW. Nur selten wird das finanzielle Ungleichgewicht innerhalb der Kunstwelt so offen thematisiert: faken scheint meist immer noch Devise. Dass die Wenigsten überhaupt jemals von ihrer Kunst leben können, dass günstige Kritiken noch lange kein gesichertes Einkommen bedeuten und dass ein Großteil der kreativen Klasse von unsexy-prekären Nebenjobs lebt, wird gerne übergangen. Dass die Preise der ARTz IV dann am Ende in Vielfachen des Hartz-4 Regelsatzes berechnet werden, scheint in dem Zusammenhang weniger wie ein platter Witz sondern viel mehr wie schmerzliche Ehrlichkeit. Den Rybolowlews dieser Welt wirds egal sein.
ARTz IV, Benzene, 17.-19.11.2017