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Slow Motion – B Seite In einer Gesprächs-Reihe mit dem Titel „Talkshop-Museum“ setzen sich die beiden Bauhaus Agent٭innen Tullia Tarsia in Curia und Friederike Holländer aus dem Bauhaus Archiv / Museum für Gestaltung Berlin mit der Frage auseinander, wie das „Museum der Zukunft“ aussehen kann. In sechs Talks und einer Lecture Performance stellen sich die Organisator٭innen den wirklich wichtigen und wirklich heiklen Aspekten des Museumsbetriebs: Wie kann es gelingen, Museen für Alle zugänglich zu machen? Wie kann ein Museum zum Begegnungs- und Austauschort diverser Perspektiven werden? Und – vielleicht am dringlichsten – wie entkommt es seiner bildungsbürgerlichen Elite, die sich makellose Vitrinen, weiße Wände und pseudointellektuelle Wandtexte wünscht? Zugegeben, die letzte Frage kommt nicht vom Bauhaus Archiv, sondern von uns. Aber implizit geht es nunmal auch darum, das staubige Image des Elfenbeinturms endlich abzuschütteln. Die Reihe beginnt mit einem Gespräch über Barrierefreiheit im Museum. Es sprechen Andreas Krüger, Evelyn Sitter, Justina Monceviciute und Nina Wiedemeyer, Annette Müller und Robert Niemann, moderiert von Ivy Nortey. Als Referent für Barrierefreiheit und Inklusion an der Berlinischen Galerie liefert Andreas Krüger hier wertvolle Vorschläge, wie auch Menschen mit diversen Behinderungen mitgedacht werden können – und sich nicht zum wiederholten Mal mit einem halbgaren Zusatzangebot zufriedengeben müssen. Schließlich, so Krüger, haben Menschen mit Behinderung nach der UN Behindertenrechtskonvention ein Recht auf kulturelle Teilhabe. Von diesem Recht Gebrauch zu machen, ist allerdings schwieriger als gedacht. Dies hat, wie so oft, mit der Finanzierung von Museen zu tun. Leider hat bei weitem nicht jedes Museum eine٭n Referent٭in für Barrierefreiheit und Inklusion (und auch Krügers eigene Stelle ist befristet) und so bliebe diese zusätzlich Inklusionsarbeit in der Theorie bei den Kurator٭innen hängen. Jenen Kurator٭innen, die im Normalfall bereits dafür zuständig sind, Gelder für ihre Ausstellungen einzuwerben, die Konzepte für die Ausstellungen zu erarbeiten, die Durchführung des Leihverkehrs zu betreuen, den Aufbau zu begleiten und ganz nebenbei den Ausstellungskatalog zu publizieren. Das eigentliche Problem liegt aber darin, dass die – meist able-bodied – Kurator٭innen, selbst wenn sie die Zeit finden würden für Inklusionsarbeit, diese schlicht nicht zufriedenstellend ausführen und umsetzen könnten. Sie können sich von den jeweiligen Communities, von Vereinen und Verbänden beraten lassen, doch auch hierfür fehlen schlicht die Ressourcen und Kompetenzen – zumindest wenn die Aufgabe ernst genommen wird. Es bräuchte Zeit für langsame Lern- und Designprozesse, für Gespräche, Neugierde und gegenseitiges Vertrauen, Zeit und Ressourcen um Fragen zu stellen, Dinge auszuprobieren, anzupassen, zu verwerfen, agil weiterzuentwickeln. Damit Inklusion nicht länger als ganz nettes, aber fakultatives „Add-On“ im Museumsbetrieb gilt, sondern zu einer obligatorischen Voraussetzung und Fragestellung jeder Ausstellung wird, muss sie nicht nur von Anfang in die Budgetierung mit aufgenommen werden, sondern auch in die inhaltliche Konzeption. So müssten Ausstellungen zB. das Primat der visuellen Kultur in Frage stellen und Formen der inklusiven Darstellungen finden, die nicht nur bemühte Übersetzungen sind, sondern die sinnliche und inhaltliche Relevanz für ein diverses Publikum neu erproben. ...