2013/11/22: Vesuvio Award für Martin Prinoth
Der HFBK-Absolvent Martin Prinoth ist beim XV Napoli Film Festival (30. September bis 6. Oktober 2013) mit dem 1. Preis für den besten Kurzdokumentarfilm ausgezeichnet worden. »Le creature del Vesuvio«, 2013, 28 Min. ist der Abschlussfilm von Prinoth, der in diesem Jahr bei Prof. Pepe Danquart und Prof. Udo Engel Diplom gemacht hat.
Der Film entstand in Scampia, dem ärmsten und gewalttätigsten Stadtviertel Neapels mit der höchsten Analphabetismus- und Arbeitslosenrate bei Jugendlichen. Im Jahr 2006 endete die dreijährige Fehde zwischen zwei Splittergruppen der Camorra Familie Di Lauro, die über hundert Menschen das Leben kostete. Die Camorra beherrscht seit Jahrhunderten die Stadt Neapel. Sie brannte sich in das Leben der Menschen ein und wird bis heute von einem Großteil der Bevölkerung als natürliche Gegebenheit toleriert. Der Film spürt in einer kaleidoskopischen Bild-Text-Montage der fatalistischen Dreieckskonstellation von organisierter Kriminalität, Bildungsarmut und tiefer Religiosität einer Stadt nach, die zum Inbegriff für Korruption, Arbeitslosigkeit und Armut in Italien wurde. Die essayistische Erzählweise dringt in die Enge des Raumes ein und macht das archaische Machtgefüge der Stadt spürbar, indem fast zur Gänze auf Interviews und konkrete Faktenangaben verzichtet wird.
Und so begründete die Jury ihre Entscheidung:
»Die lyrische Erzählung einer Stadt begibt sich auf die leidenschaftliche Suche der Unschuld und Fragilität der vulkanischen Geschöpfe, die tagtäglich den Kämpfen, Ritualen und Lastern der Metropole ausgesetzt sind. Es ist ein Dokumentarfilm so intensiv wie ein Spiritual, nie aber exzessiv. Durch das Alternieren von Fragmenten, die der Videokunst entliehen sind mit solchen, die vom klassisch-beobachtenden Dokumentarfilm kommen, schafft der Film eine Fiktion, die wahrer ist als das Wahre.«