VR in Art: Vortragsreihe zu den Themen Virtual und Augmented Reality und Immersion in der aktuellen Kunst- und Designproduktion
Die im Wintersemester 2019/20 startende Vortrags- und Gesprächsreihe nimmt die Möglichkeiten in den Blick, die sich aus den neuen Technologien für Künstler*innen und Gestalter*innen ergeben. Die eingeladenen Referent*innen spiegeln die Vielseitigkeit der Ansätze und Entwicklungen und widmen sich unterschiedlichen Aspekten von Virtual und Augmented Reality sowie Immersion in der aktuellen Kunst- und Designproduktion.
6. November, ab 18 Uhr
- 18 Uhr: VR-Präsentation
- 19 Uhr: Vortrag von Daniel Birnbaum (Acute Art, London)
Daniel Birnbaum ist Kurator, Kunstkritiker und Autor. Er hat u.a. die 53. Venedig Biennale (2009), die 1. Moskau Biennale (2005) und die 2. Yokohama Triennale (2008) kuratiert. Er war Rektor der Städelschule in Frankfurt und von 2010-2018 Direktor des Moderna Museet in Stockholm. Seit diesem Jahr ist er künstlerischer Direktor von Acute Art, einer Agentur, die sich auf die Produktion von VR und AR-Arbeiten von internationalen Künstler*innen spezialisiert hat. Die 2017 gegründete Firma hat bereits VR-Arbeiten von Marina Abramović, Christo und Jean Claude, Olafur Eliasson oder Jeff Koons realisiert. Birnbaum interessiert vor allem, wie Künstler*innen auf die neuen Technologien reagieren, welche Möglichkeiten sie darin sehen und wie sie die Technik für ihre Kunstproduktion nutzen. Neben seinen Kenntnissen des internationalen Kunstbetriebs und dem Gespür für neue, junge Positionen bringt Birnbaum auch den Blick der Institution auf die neuen Technologien mit. Denn Museen tun sich bislang noch relativ schwer, die neuen digitalen Kunstprojekte (adäquat) auszustellen. „Ideally, digital works will be accessible in the suburbs of Lagos or outside of Zagreb. You won’t have to go to Paris to see them. It’s not about mass distribution, it’s about omnipresence,” sagt Birnbaum. “This could really be art for all.”
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28. November, 19 Uhr
Vortrag von Alexander Govoni und Carla Streckwall (Refrakt, Berlin)
Carla Streckwall und Alexander Govoni arbeiten als Künstler*innenkollektiv Refrakt zusammen. Beide studierten Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste Berlin (UdK). Ihre transmedialen Projekte bewegen sich an der Grenze von Kunst, Design und Technologie. Sie arbeiten mit Augmented Reality (AR) und spielen mit den sich daraus ergebenen, unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen. 2015 haben sie die App Refrakt entwickelt, die es ermöglicht, analoge Kunstwerke digital zu transformieren. So konnten die Besucher*innen in der Ausstellung in der Gemäldegalerie Berlin ihr Smartphone vor ausgewählte Kunstwerke halten und erweckten dadurch weitere, digitale Arbeiten zum Leben. Es ist eine digitale Intervention, die bestehende Arbeiten in einen neuen Kontext setzt, Details verstärkt, Bezüge sichtbar macht, die Arbeiten digital erweitert. Die Besucher*innen können die reale Erfahrung der Kunstwerke im Museum mit der virtuellen Erfahrung kombinieren – mixed reality im besten Sinne. Vor allem für die Kunstvermittlung ergeben sich daraus neue Möglichkeiten. Aber auch Künstler*innen bekommen dadurch die Möglichkeit, sich in physischen Ausstellungen mit nicht-physischen Werken einzubringen.
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10. Dezember, 19 Uhr
Vortrag von Ash Baccus-Clark (Hyphen-Labs, London und Berlin)
Ashley Baccus-Clark ist Molekular- und Zellbiologin und multidisziplinär arbeitende Künstlerin, derzeit lebt sie in New York und Berlin. Sie beschäftigt sich mit Themen wie Deep Learning, Erinnerung und ethnischen Zuschreibungen. Sie ist Direktorin für Forschung bei Hyphen-Labs – ein internationales Frauenkollektiv, Designstudio und Think Tank, welches an der Schnittstelle von Technologie, Kunst, Design und Wissenschaft arbeitet. Öffentlich bekannt wurden sie im Jahr 2017 mit NeuroSpeculative AfroFeminism (NSFA), welches aus einer VR-Arbeit, einer Installation und spekulativen Designprodukten besteht. Inhaltlich setzen sie sich darin mit der Unterrepräsentation von schwarzen Frauen in Technologie, Politik, Design und im aktuellen Gesellschaftsdiskurs auseinander. Sie weisen auf die sich daraus ergebenden Verzerrungen und Ungerechtigkeiten hin, in dem sie mittels Science Fiction neue Welten und alternative Zukunftsszenarien entwickeln. VR gab ihnen die Möglichkeit, den Ort visuell zu imaginieren, den es für sie in der derzeitigen Welt nicht gibt. Sie hatten u.a. eine Artist in Residence am MIT Center for Art, Science and Technology und in diesem Jahr arbeiten sie mit dem Vermittlungsteam von Tate Exchange zusammen.
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30. Januar, 19 Uhr
Vortrag von Wolfgang Ullrich (Autor, Leipzig): „Immersion: Geschichte von Misserfolgen“
Wolfgang Ullrich lebt als freier Kulturwissenschaftler und Autor in Leipzig. Er veröffentlichte zahlreiche Publikationen zur Geschichte und Kritik des Kunstbegriffs, zu bildsoziologischen Fragen und zu Konsumtheorie. Zuletzt erschien von ihm „Selfies“ (Berlin, 2019). In seinem Vortrag widmet er sich kritisch den aktuellen Debatten um Virtual Reality und Immersion und verweist darauf, wie wertvoll Distanz und Abstand sind, weil sie die Grundlage bieten, „als Rezipient in einen Modus der Reflexion zu geraten“.