3 Notizen zu: Oscar Murillo, Kunstverein in Hamburg
Oscar Murillo, "Horizontal Darkness in Search of Solidarity", Kunstverein in Hamburg
1 Nach dem doch eher gelungenen Peaches-Experiment bespielt schon wieder ein großer Name das Haus am Klosterwall. Und warum nicht: der kolumbianische Künstler Oscar Murillo, einer der derzeit gefragtesten Künstler seiner Generation, lässt - wenn er nicht gerade halbabstrakte, halbinteressante Flachware über seine Galerie Zwirner verkauft - ja durchaus auch mal mit ungewöhnlichen Ideen aufhorchen: Ob er etwa die Süßwarenfabrik seiner Eltern in Austellungsräumen reinszeniert, für ein Langzeitprojekt Schulkinder auf Stofflaken herummalen lässt oder ob er seinen Reisepass in einer Flugzeugtoilette runterspült.
2 Nach Hamburg geht er es für "Horizontal Darkness in Search of Solidarity" etwas ruhiger an. Aus Bauholz, schwarzen Stoffbahnen und bemalten Leinwänden (auch einige von Schulkindern bemalte Stoffe sind dabei) sowie Bleiglasfenstern aus rostigem Blech inszeniert er eine Art Hindernisparcours, die an eine Mischung aus Straßenbarrikade, Baustelle und rudimentärem Lager erinnert. Eine postapokalyptische Vision, deren Mitte eine Tribüne bildet, auf denen lebensgroße Stoffpupen in Arbeitskluft wie in der ewigen Vorhölle gefangen ins Leere schauen.
3 Es sind die Menschen aus Murillos Heimat, die diese Puppen symbolisieren sollen - denn wie so oft will er in seiner Ausstellung über Arbeits- und Klassenverhältnisse nachdenken. Der Künstler, als Puppenspieler, will seinen Landsleuten mit der Tribüne eine symbolische Stimme geben, lässt sie ein stummes Gespräch über Solidarität führen - um den "ungebrochenen Glauben des Künstlers an einen geografischen, kulturellen und gesellschaftspolitischen Zusammenhalt" Ausdruck zu verleihen. Durchaus kitschig, das Ganze. Interessanter aber ist vielleicht sowieso ein anderes Detail: Die Ausstellung, so entnimmt man der Homepage, entstand auch mit freundlicher Unterstützung der Hamburger Neumann Kaffee Gruppe - einer Firma, die mit gut dokumentierten Fällen von gewaltsamem Landgrabbing Gewinne macht, auf Kosten eben solcher Menschen, die Murillo hier vertreten will. Solidarität sieht eigentlich anders aus.