3 Notizen zu: SHIFT - beyond the binary, Frappant
1 POSSY - ein Künstler*innen-Kollektiv von jungen Frauen und nicht-binären Personen, kannte man in Hamburg bisher vor allem als umtriebige Akteur*innen in der Clubkultur. Nun ist das Kollektiv auch in der Kunstwelt aktiv: SHIFT — beyond the binary heißt die große Gruppenausstellung im Frappant, die nun unterschiedliche Positionen in Bezug auf Gender und Identität versammelt.
2 Von Insa Wagners schrullige Sammlung weiblicher Intimität bis zu Anna Regeners bittersüßen Betrachtung der zeitgenössischen Datingwelt, von Post-Internet Ästhetik über DIY oder Videokunst bis zur Bronzestatue einer Urinella - die Ausstellung ist voll mit Inhalt, dicht und Mehr als 25 oft raumgreifende Positionen haben die Kuratorinnen hier zusammengebracht; ein überbordendes Überangebot an Kunst, das die drei Räume auch über die Zeit mit Performances besetzt hat.
3 Normalerweise würde man angesichts dieser Übervölle vielleicht sagen: Weniger ist mehr, man muss auswählen, weglassen, um stringentere Narrative zu spinnen. Tatsächlich aber entwickelt die Ausstellung auch aus dieser Vielzahl von Stimmen ihre Stärke. Denn warum soll man gängigen Kunstkonventionen entsprechen? Sollte man nicht möglichst viel abbilden, um zu garantieren, dass möglichst viele Menschen zu Wort kommen? Muss man sich den Raum nicht nehmen, den man braucht? Kann man nicht schließlich auch nur zusammen - in möglichst großer Zahl - wirklich am Status Quo rütteln? Im heutigen Kunstbetrieb, der großteils auf dem Prinzip des Ausschlusses funktioniert, scheint dieser formale Ansatz noch radikaler als ihr thematischer Spin. Das kann ein SHIFT sein, der hoffentlich weite Kreise zieht.
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