3 Notizen zu: Utz Biesemann, Nominees, Kunsthaus Hamburg
1 Es scheint kein einfaches Unterfangen gewesen zu sein, das spürt man, wenn man sich die Dokumentation eines Kunstprojekts ansieht, die Utz Biesemann für die Nominees-Ausstellung des Hamburger Arbeitsstipendiums eingereicht hat. Gruppendynamisch schwer auszuhaltende Diskussionen und Vorwürfe, aber auch Selbstkritik wird da geübt, in den Gesprächen zwischen Performern und Filmemachern des "Robin Hood"-Projekts, einer performativen Gruppenarbeit über Armut, Reichtum, patriarchale Strukturen und Umverteilung, mit der sich die HFBK am letzten Hamburger "Sommer des Wissens" beteiligt hat. Beteiligt waren damals neben Daniel Hopp, Multiwolf oder Imran N. auch Biesemann selbst.
2 Was dahinter steckt, wird in dem Video im Kunsthaus aber nur teilweise ersichtlich. "I will tell you exactly what happened" steht dagegen nun auf einer Webseite, auf deren Adresse im Kunsthaus verwiesen wird: Unter dem Namen der Gruppe BIESEMANN (bestehend aus zahlreichen angeführten Mitgliedern der Kunstwelt) findet man hier eine Art "All Media Sculpture" aus verschiedenem weiteren Behind-the-Scenes Material. "FOULPLAY AGAIN", steht darüberhinaus über allem, alles vor der Folie von Biesemanns eigenem (?) Hinterkopf, der den Vorgergrund der Seite ausfüllt und Teile des Inhalts blockiert: Als wäre er selbst in der Betrachterposition, der die Tage vor der Performance Revue passieren lässt.
3 BIESEMANN spielt den Whistleblower, wenn hier teils intime Gespräche als Dokumentation von Sinn- sowie Vertrauenssuche sowie eines Gruppenprojekts offengelegt werden. Viel wird da diskutiert: Geht es um die Erfahrung oder um das Produkt? Was ist die Rolle von Regie, welche Rolle spielen die Performer? Was unterscheidet eine Gruppenarbeit von simpler Arbeitsteilung? Dies passiert nun allerdings keineswegs anonym, sondern - im Gegenteil! - als Arbeit in einer Nominiertenausstellung - und zwar unter Biesemanns eigenem Namen. Ein Move, der bei Mitstreitern vielleicht weniger gut ankommt, mit dem er aber geschickt einen der größten Streitpunkte in allen Gruppenprojekten spiegelt: Die Frage, wessen Name am prominentesten unter dem Ergebnis steht.