3 Notizen zu: "Making Kin" im Kunsthaus Hamburg
1 "Making kin!" - "Macht euch verwandt!" heißt bei Donna Haraway, der einflussreichen Theoretikerin und Pionierin auf den Gebieten des Cyberfeminismus und der Interspezies-Beziehungen. Soll heißen: Vergesst die Grenzen zwischen Menschen und Nicht-Menschen, zwischen Mikroben, Wirbellosen und Säugetieren. Lasst uns an einer Zukunft arbeiten, in denen Menschen Fühler haben oder drei Eltern und schließlich am Ende im großen Ganzen als Kompost aufgehen - nur so kann die Erde, können wir alle weiterleben.
2 "Making Kin" ist nun auch Titel der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Hamburg, die Arbeiten von Melanie Bonajo, Madison Bycroft und Anne Duk Hee Jordan vereint. Und ganz nach Haraways Ansatz kreucht und fleucht es in der Schau: Selbstfahrende Roboter-Tierchen fahren da genauso umher wie ein ferngesteuerter Wasserkäfer, an der Decke hängende Unterwassertiere faszinieren genauso wie seltsame Säugetier-Variationen vor futuristischer Bühnenmalerei: Wir sind angekommen in Haraways Zukunft, sie scheint in diesem Abenteuerpark real geworden, in diesem Raum voll Phantasie, der zunächst auf jeden Fall Spaß macht.
3 Nun ist es so, dass Donna Haraway in den letzten Jahren zum Spirit Animal (animal, get it?) Nummer 1 (oder 3) für zeitgenössische Kunst geworden zu sein scheint. Vom Cyborg-Manifesto bis zum Chthuluzän werden ihre Texte zu Feminismus und Post-Antropozän in Ausstellungen zeitgenössischer Kunst verwurstet, bedient man sich als Künstler*in und Kurator*in an ihren Theorien und Catchphrases. Das ist natürlich für sich kein Wunder, erschließt Haraway doch schon seit den 1980er Jahren Themenfelder, die an Aktualität in den letzten Jahren nur zugenommen haben. Aber wie so oft in diesen Ausstellungen bleibt es auch bei "Making Kin" im Kunsthaus nur bei der oberflächlichen Illustration von Haraways abstrakten und von sich aus schon kreativ-verqueren Ideen, anstatt sie irgendwie weiterzudenken oder engzuführen. Ja, es macht Spaß, sich eine phantasievolle Scifi-Unterwasserwelt zu flüchten - aber ist diese Form der Haraway-Verwertung nicht einfach nur Fan-Fiction oder bloßer Eskapismus ohne Biss? Da helfen auch die schönen, aber sehr konventionellen Ideen von Gemeinschaftsgärten und Schamanismus-Ritualen nichts, die Melanie Bonajo in die Ausstellung einführt. Gerade hier wird klar: "Making Kin" bleibt weit hinter Haraway zurück. Bis zum Chthuluzän ist es noch weit.
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