Neu auf rhizome.hfbk.net: 3 Notizen zu: Michael Wolf, Life in Cities
3 Notizen zu: Michael Wolf, Life in Cities, Haus der Photographie
1 Eintönig-graue Hongkonger Häuserwände, die scheinbar endlos in den Himmel wachsen. Arbeiterinnen in chinesischen Spielzeugfabriken, die müde in die Kamera blicken. Und eingequetschte Menschen in der Toyoter U-Bahn-Rush Hour. Es sind bedrückende Bilder, die der deutsche Fotograf Michael Wolf in seiner Ausstellung "Life in Cities" aus größtenteils asiatischen Millionenmetropolen mitbringt.
2 Seriell, beinahe wie ein Ethnograph geht Wolf dabei vor, nicht nur in seinen Fotografien, sondern auch in seinem Sammeln von Alltagsgegenständen. Etwa hundert in den Straßen gefundene Kleiderbügel stehen da im Zentrum eines Wand-Displays. Daneben stellt er "Bastard Chairs", behelfsmäßig aus Ersatzteilem zusammengezimmerte Sitzgelegenheiten aus den Straßen Hongkongs, auf Sockel wie kulturhistorische Objekte, wie Kunstwerke. In China würde man soetwas nur wegwerfen, schreibt der Wandtext - Wolf erkennt dagegen den tieferen Sinn, den Charakter, die Schönheit des Alltags.
3 Wolf wohnt seit Jahren in Hongkong - und bildet Asien eigentlich aus der Sicht eines Kenners ab. Und dennoch zeigt "Life in Cities" genau die Klischee-Asienbilder, die man seit Jahrzehnten allenort präsentiert bekommt, schwanken seine Fotografien des dreckigen Molochs irgendwo zwischen Exotismus und totaler Banalität. (Aufallend, wie anders, wie ästhetisiert Wolf in der gleichen Ausstellung Paris darstellt!) In der Ethnographie, in Völkerkundemuseen werden derzeit energische Debatten darüber geführt, wie man die Bewohner und Lebensumstände von anderen Kulturen so in einen musealen Kontext überführt, dass Sterotypen nicht unbedingt nur bestätigt, reproduziert werden. In der Kunstwelt scheint man davon noch recht weit entfernt.