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unmodern talking über den Vortrag von Bénédicte Savoy im Rahmen der Vorlesungsreihe "Humboldt, und was nun?"

For Always and Ever

Am 8.1.2020 fand die Vorlesungsreihe „Humboldt, und was nun?“ mit einem Vortrag von Bénédicte Savoy ihren fulminanten Abschluss. Organisiert von der Forschungsstelle „Hamburgs (post-)koloniales Erbe“ widmete sich die Reihe den Debatten rund um das (scheinbar 2020 eröffnende) Humboldt-Forum und der damit ausgelösten Grundsatzdiskussion um Restitution und die Verantwortung von zeitgenössischen ethnologischen Sammlungen.

Was die Stiftung Preußischer Kulturbesitz als „Sommerlochthema 2017“ zu trivialisieren versuchte, war tatsächlich die längst überfällige und notwendige Auseinandersetzung mit dem eigenen kolonialen Erbe, die durch das Vorhaben des geplanten Humboldt-Forums (und der darin schon grundsätzlich eingeschriebenen Ignoranz) ausgelöst wurde. Während sich in Deutschland die Debatten um Restitution auf reißerische Leitartikel und hölzerne Podiumsdiskussionen beschränkte, entschied sich Emanuel Macron kurzum bei einer Pressekonferenz in Burkina Faso, die Rückgabe sämtlicher zurückgeforderter Raubkunst zu versprechen.

So weit so gut. Nur gestaltet sich besagte Rückgabe in der Praxis gar nicht so einfach. So ist beispielsweise jede Veräußerung von musealen Sammlungsbeständen nach französischem Recht illegal – die Museumssammlung ist so gesehen eine Sackgasse. Was erst einmal da gelandet ist, darf nicht mehr raus, Endstation. Genau das wird oftmals von Restitutionsgegner_innen als Argument genutzt, die erbeuteten Objekte eben nicht zurückzugeben. Selbstverständlich ist diese Argumentation nicht mehr als eine Ausrede, Gesetzte können schließlich geändert werden. Die Sinnhaftigkeit dieser konservativen Sammlungspraxis wurde ohnehin bereits vielfach in Frage gestellt, hat aber in gewisser Weise auch seine Berechtigung, schließlich ist es ja auch wichtig, kulturelles Erbe vor politischen Havarien zu schützen. Zunächst zeigt diese erste rechtliche Hürde exemplarisch, dass nichts, was Restitution betrifft, „einfach“ gemacht werden kann (was im Übrigen auch die oftmals geäußerten Bedenken, der “afrikanische Kontinent” könnte mit den geraubten Artefakten “überschwemmt” werden, obsolet macht).

Welche Objekte sollen bzw. müssen konkret restituiert werden? Wo werden Ansprüche erhoben? Welche Institutionen dürfen überhaupt Ansprüche erheben? Welche Institutionen kommen für die entstehenden Kosten auf? Wer stellt die Provenienz-Forscher_innen? Und das ist nur ein Bruchteil der Fragen, die vor der Restitution von Objekten geklärt werden müssen. An dieser Stelle sind Spezialist_innen gefragt, wobei wir wieder bei der Vortragenden, der Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, wären: Sie wurde gemeinsam mit dem senegalesischen Ökonomen Felvine Sarr dazu beauftragt, einen Bericht bzw. Leitfaden zu erarbeiten, nach dem die praktische Umsetzung der Restitutionen möglich wird.

Dieser Bericht wurde schließlich im November 2018 veröffentlicht und nach diesem verlängerten Vorlauf kommen wir endlich zum Inhalt des Vortrages: Unter dem Titel „Ein Jahr danach“ sprach Savoy nun also im Januar 2019 darüber, was nach der anfänglichen hochgepeitschten Motivation der französischen Politik in den letzten 13 Monaten nun tatsächlich umgesetzt wurde. Die kurze Antwort: nicht viel. Die lange Antwort: Wirklich nicht viel.

Zum einen gab es wieder mal anderes zu tun. Nur einen Tag nach der Veröffentlichung des Berichts und der anschließenden Pressemitteilung von Macron und seinem (zu diesem Zeitpunkt frisch ins Amt gehobenen) Kulturminister Franck Riester, bewegte der erste Akt der Gelbwestenbewegung Frankreichs. Spätestens mit ihrem zweiten Akt am 5.12., einem Angriff auf den Arc de Triomphe de l’ Étoile, waren sie nun auch Sache des Kulturministeriums, das eine weitere Gefährdung öffentlicher Denkmäler verhindern sollte. Am 15.4. des Folgejahres brannte dann auch noch Notre Dame – eine weitere Jahrtausendherausforderung für das Ministerium und seine Ressourcen. Ziemlich viel zu tun also für Franck Riester – das mag der Grund sein, warum die eigentlich fürs Frühjahr anberaumte Konferenz zu Restitution dann erst im Juli als Brainstorming zu „Zirkulation“ stattfand. Diese begriffliche Verschiebung spricht Bände und war für Savoy und Sarr auch Anlass genug, der Konferenz fernzubleiben. Von einer grundsätzlichen Restitutionspolitik ist keine Rede mehr, freundlich klingende Begriffe wie „Zirkulation“ oder „Kooperation“ sind nichts anderes als die Verschleierung eines hastigen Zurückruderns.

Dieses Zurückrudern blieb nicht unerkannt, internationale Beobachter_innen kritisierten Frankreich für ihre leeren Versprechungen und hierzulande (ja, vor allem in Berlin) war, wenn man genau hinhörte, ein leiser Seufzer der Erleichterung zu hören: wenn die Franzosen jetzt doch nichts vorlegen, müssen wir auch nicht nachziehen, dem Gruppenzwang gerade nochmal entgangen, phew. Ähnlich kraftlos liest sich dann übrigens auch der zweite Entwurf des Leitfadens zum Umgang mit Sammlungen aus kolonialen Kontexten des Deutschen Museumsbunds. Summa summarum besagt dieser: Rückgaben sind denkbar, aber nicht oberste Priorität, alles ist übrigens sehr kompliziert.

Kurz nachdem sich die Veröffentlichung des Berichts jährte, lösten sich dann doch noch – einigermaßen überraschend ¬– Bruchteile der Versprechungen Macrons ein: so brachte im November Frankreichs Premierminister Édouard Philippe höchstpersönlich ein Schwert des politischen und religiösen Anführers al-Haj Omar Saidou Tall aus einem französischen Armeemuseum zurück ins heutige Senegal. Im Dezember dann einigte sich Frankreich und acht westafrikanische Staaten auf eine umfassende Reform der aus Kolonialzeiten stammenden Währung Franc CFA, die künftig Eco heißen soll und sich dem Zugriff Frankreichs entziehen – was auf den ersten Blick nicht direkt mit Restitution in Zusammenhang zu stehen scheint, liest Savoy doch als Zeichen eines mitunter erschlafften aber noch nicht ganz für tot erklärendes Interesse Frankreichs, sich den drängenden Aufgaben einer Entkolonialisierung zu stellen.

Interessanter noch als die Unternehmungen und Nicht-Unternehmungen Frankreichs im letzten Jahr sind aber die Ergebnisse Savoys eigener Forschung aus diesen letzten 13 Monaten, in der sie Fragen der Historizität von Restitutionsdebatten nachging. Im Laufe ihrer Recherchen in den Archiven der Museen, Sammlungen, Stiftungen und Medienhäuser hat sich nämlich herausgestellt, dass es bereits in den 1980er Jahren eine äußerst kontrovers und öffentlich geführte Debatte um Restitutionen kolonialer Raubkunst gab. Und zwar vorwiegend nicht in Frankreich, sondern in Deutschland. Die reichte von Leitartikeln in den großen Tageszeitungen (1978 berichtet beispielsweise die FAZ von einem neuen Gespenst, das in den Museen umgeht; kurz Restitution genannt), Fernsehsendungen (Savoy zeigt Auszüge aus der Talkshow 5 nach 10 aus dem Jahr 1984, in dem ein unglaubliches Panel von 14 Personen im kolonialen Setting des Überseemuseums Bremen über Restitution und postkoloniale Verantwortung diskutieren), bis hin zu politischen Bestrebungen. So gibt es seit 1981 von der UNESCO entworfene Rückgabe-Anforderungsformulare, die noch heute stapelweise (und unausgefüllt) in den Verwaltungsapparaten und Aktenschränken der Museen ruhen.

Die ganze Rede von dem neuen „Hype“ um Restitutionsfragen und dass man sich das alles erstmal in Ruhe anschauen muss, weil man so nicht damit gerechnet hat: alles Quatsch also. Neu ist daran gar nichts, rechnen konnte man sehr wohl damit und Zeit gab es nun spätestens seit den 80ern wohl genug. Das überraschte Erwachen aus dem Winterschlaf der weißen Privilegien ist übrigens auch die selbe Blauäugigkeit, mit der sich auch das Humboldt Forum zu verteidigen versuchte, bevor es dann zu seiner neuen Sprachregelung überging, in der sich das Forum als bewusster Anstoß überfälliger Debatten stilisierte.

Dass die 90er nichts als zweifelhafte Modeerscheinungen und einen Backlash in allen politischen wie gesellschaftlichen Fragen hervorbrachte ist ja nun keine große Überraschung mehr, aber wie konnte es denn wirklich zu einer derartigen Amnesie bereits diskutierter Fragen und entzündeter Öffentlichkeiten kommen? Wie konnte aus einem Talkshowthema ein Staatsgeheimnis werden, dem man sich nun erneut mit Samthandschuhen nähern muss?

Aufschluss darüber gibt ein Manifest der Deutschen UNESCO Kommission von 1978, eine Regelung zur Rückgabe von Kulturgut, in dessen Analyse Bénédicte Savoy drei wesentliche Punkte herausstellt. 1. Die Regelung sieht vor, den Begriff „Restitution“ abzuwehren, denn „sonst entsteht der Eindruck juristisch unsauberen Erwerbs.“ (Äh ja, genau, zum Beispiel, Raub, Zwang, Missbrauch). Weiter: „Der Begriff „Restitution/Rückgabe“ muß (sic!) so weit gefaßt werden, daß keine moralische Verpflichtung zu erkennen ist. (…) In die Diskussion um einen neuen Begriff wurde „Transfer“ eingebracht.“ 2. Vor Emotionalität wird gewarnt. „Trotz der für die BRD eindeutigen Rechtsituation in der Frage der „Rückführung von Kulturgütern“, ist damit zu rechnen, daß ein „öffentlicher“ bzw. „moralischer“ Druck auf unsere Museen zukommen wird. Die Länder der Dritten Welt (sic!!) sind entschlossen, ihr Kulturgut wiederzuerlangen und daheim zu präsentieren. Dies ist ein weitgehend emotionaler Vorgang, der nicht gesteuert werden kann, wobei es auch keine Rolle spielt, auf welche Weise die Objekte in die Sammlungen Europas und Nordamerikas gelangten.“ 3. Transparenz und Nachvollziehbarkeit ist eindeutig abzulehnen. Der schon damals (und bis heute unermüdlich) geäußerten Forderung, deutsche Sammlungen mögen doch bitte, so wie die meisten anderen europäischen Museen ja auch, endlich Listen ihres Sammlungsinventars – insbesondere jenes kolonialen Ursprungs – anlegen und zugänglich machen, soll explizit nicht nachgegangen werden. „Von der Erstellung solcher Listen wird sowohl von Seiten unserer Völkerkundemuseen als auch der Kulturverwaltungen gewarnt. So würden Begehrlichkeiten erst recht geweckt.“

Bei einem solchen Regelwerk ist das große Vergessen kein Wunder mehr. Nicht bloß spontane Amnesie, nein, eine strukturelle Auslöschung steckt dahinter. Nur konsequent ist demnach Savoys Plädoyer, das sich aus einer Umkehrung der genannten drei Punkte speist und besagt:

  1. Man muss auf den Begriff der Restitution bestehen. Blumige Alternativen wie Transfer, Zirkulation, Kooperation sind nichts als kalkulierte Ablenkungsmanöver, die einer konsequenten Rückgabepolitik entgegenlaufen.
  2. Eine Debatte, in der es um Raub, Identitätsverlust, Gewalt und Eigentum geht, lässt sich nicht emotionslos diskutieren. Emotionalität ist in dem weiteren Diskurs zur Restitution als Faktor anzuerkennen und zu berücksichtigen. Nicht um Moral geht es dabei, sondern um Solidarität.
  3. Sammlungen müssen zur Transparenz und zur öffentlich einsehbaren Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte und kolonialen Verwicklungen angehalten werden.

Vielleicht sind diese drei Merksätze ja auch dem Humboldt Forum eine Hilfe. Wir sind gespannt.

Es wird in Schwarz/Weiß die Nachaufnahme eines menschlichen Auges gezeigt. Auf der Pupille ist ein Atomstern zu sehen.

Still aus US Civil Defense Film Atomic Alert (1951), 10 min 34 sec, Courtesy of the Diefenbunker: Canada’s Cold War Museum.

Archives of the Body - The Body in Archiving

Mit einem Symposium, einer Ausstellung, einem Filmprogramm und einer digitalen Publikation untersucht das von Prof. Hanne Loreck und Vanessa Gravenor konzipierte Forschungsprojekt die Ordnungsform "Archiv" im Hinblick auf den menschlichen Körper. Welche Körperarchive und -diskurse haben sich durchgesetzt? Welche Potenziale für politisch-ästhetischen Widerstand und Aktivismus konnten und können entstehen?

Es ist eine abstrakte Malerei in unterschiedlichen Gelb-, Blau und hellen Brauntönen zu sehen. Ein Kreis in Beige lenkt den Fokus leicht auf die linke Bildhälfte.

Sharon Poliakine, Untitled, 2023, Öl auf Leinwand, Detail

Neue Partnerschaft mit der School of Arts der University of Haifa

Anlässlich einer neuen Partnerschaft mit der School of Arts der University of Haifa präsentiert die HFBK Hamburg eine Ausstellung der Künstler*innen Birgit Brandis, Sharon Poliakine und Studierender der HFBK.

Zwischen blauen Frühlingsblumen hindurch ist der Haupteingang der HFBK Hamburg mit seinem Portal zu erkennen.

Der Eingang der HFBK Hamburg im Frühling; Foto: Ronja Lotz

Aktuelle Ausstellungsempfehlungen

Derzeit finden zahlreiche Ausstellungen mit HFBK-Beteiligung statt. Wir stellen eine kleine Auswahl vor und laden zum Ausstellungsbesuch in der vorlesungsfreien Zeit.

Sieben Personen stehen vor einer bunten Wand aus unterschiedlich farbigen Stoffstreifen.

Besucher*innen der Jahresausstellung 2024; Foto: Lukes Engelhardt

Jahresausstellung 2024 an der HFBK Hamburg

Vom 9. - 11. Februar 2024 (jeweils 14 - 20 Uhr) präsentieren die Studierenden der HFBK Hamburg ihre künstlerischen Produktionen des letzten Jahres. Im ICAT ist neben der von Nadine Droste kuratierten Gruppenausstellung »Think & Feel! Speak & Act!« mit Arbeiten von Master-Studierenden auch die Präsentation der Austauschstudierenden des Goldsmiths, University of London, zu sehen.

Begutachtung der eingereichten Mappen durch die Aufnahmekommission

How to apply: Studium an der HFBK Hamburg

Vom 1. Februar bis 5. März 2024, 16 Uhr läuft die Bewerbungsfrist für ein Studium an der HFBK Hamburg. Alle wichtigen Infos dazu gibt es hier.

In der linken Bildhälfte wird ein Übermensch großes Objekt gezeigt. Ein aus Metall bestehender Kubus mit unterschiedlichen Objekten darin. Dahinter kann man vier Leinwände, die ein hochkantiges Format aufweisen, erahnen. An der rechten Wand steht eine Tischvitrine und an der Wand sind zwei großformatige Blätter angebracht.

Ausstellungsansicht des Hiscox Kunstpreises 2023; Foto: Tim Albrecht

(Ex)Changes of / in Art

Zum Jahresende ist an der HFBK Hamburg viel los: Ausstellungen im ICAT, die Open Studios der ASA-Studierenden in der Karolinenstraße, Performances in der Extended Library und Vorträge in der Aula Wartenau.

Extended Libraries

Wissen ist heute von überall und zeitunabhängig abrufbar. Welche Rolle(n) können dann noch Bibliotheken übernehmen? Wie können sie nicht nur als Wissensarchiv dienen, sondern die künstlerische Wissensproduktion unterstützen? Beispielhaft stellen wir Bibliotheksprojekte von Studierenden und Alumni sowie unseren neuen Wissensraum vor: die Extended Library.

Semestereröffnung 2023/24

Wir begrüßen die zahlreichen neuen Studierenden zum akademischen Jahr 2023/24 an der HFBK Hamburg. Ein herzliches Willkommen gilt auch den neuen Professor*innen, die wir Ihnen hier vorstellen möchten.

Auf einer Wand wurden Buchseiten mit Malereien und Zeichnungen in unterschiedlichen Formaten angebracht. Außerdem sind zwei Buchumschläge des Buches "Die Völker der Erde" zusehen.

Detailansicht Rajkamal Kahlon, People of the Earth (Die Völker der Erde), 2017 - 2021

And Still I Rise

Seit über 20 Jahren gilt das Interesse der US-amerikanischen Künstlerin Rajkamal Kahlon den Zusammenhängen von Ästhetik und Macht, die über historische und geografische Grenzen hinweg vornehmlich durch Gewalt organisiert sind. Mit dieser Einzelausstellung stellt die HFBK Hamburg das vielseitige Werk der Professorin für Malerei und Zeichnen erstmals dem Hamburger Kunstpublikum vor.

Eine Person steht an einem Mischpult auf der Bühne der Aula. Hinter ihr laufen bunte nonfigurative Bilder auf einer großen Leinwand. Im Vordergrund der Szene liegen die Besuchenden auf dem Boden, gebettet auf Kissen. Ein helles Licht strahlt aus der linken oberen Ecke in die Kamera.

Festival "Klassentreffen" von Prof. Michaela Melián, Konzert von Nika Son; Foto: Lukes Engelhardt

No Tracking. No Paywall.

Just Premium Content! Der (fehlende) Sommer bietet die ideale Gelegenheit, um Versäumtes nachzuholen. In der Mediathek der HFBK Hamburg lassen uns Lehrende, Studierende und Alumni an Wissen und Diskussionen teilhaben – an emotionalen Momenten und kontroversen Diskursen. Durch Podcasts und Videos bringen sie sich in aktuelle Debatten ein und behandeln wichtige Themen, die gerade im Fokus stehen.

Let's talk about language

An der HFBK Hamburg studieren aktuell ca. 350 internationale Studierende, die 55 unterschiedliche Sprachen sprechen – zumindest sind das die offiziellen Amtssprachen ihrer Herkunftsländer. Ein Viertel der Lehrenden hat einen internationalen Hintergrund. Tendenz steigend. Aber wie gehen wir im Alltag mit der Vielsprachigkeit der Hochschulmitglieder produktiv um? Welche Wege der Verständigung lassen sich finden? Die aktuelle Lerchenfeld-Ausgabe beschäftigt sich mit kreativen Lösungen im Umgang mit Mehrsprachigkeit und lässt zahlreiche ehemalige internationale Studierende zu Wort kommen.

In der Eingangshalle der HFBK steht eine Holzbude mit dem hinterleuchteten Schriftzug "Würstelinsel". Davor stehen ein paar Leute.

Hanna Naske, Würstelinsel, 2023, Installation in der Eingangshalle der HFBK Hamburg; Foto: Miriam Schmidt / HFBK

Graduate Show 2023: Unfinished Business

Vom 13. bis 16. Juli 2023 präsentieren 165 Bachelor- und Master-Absolvent*innen des Jahrgangs 2022/23 ihre Abschlussarbeiten aus allen Studienschwerpunkten. Unter dem Titel Final Cut laufen zudem alle Abschlussfilme auf großer Leinwand in der Aula der HFBK Hamburg.

Ein verkleideter Mann mit Sonnenbrille hält ein Schild in Sternform in die Kamera. Darauf steht "Suckle". Das Bild ist in Schwarz-Weiß aufgenommen.

Foto: Honey-Suckle Company

Let`s work together

Kollektive haben Konjunktur im Kunstbetrieb. Und das schon seit mehreren Jahrzehnten. Zum Start des Sommersemesters 2023 widmet sich die aktuelle Ausgabe des Lerchenfeld-Magazins dem Thema der kollektiven Praxis, stellt ausgewählte Kollektive vor und geht aber auch den Gefahren und Problemen kollektiven Arbeitens nach.

Jahresausstellung 2023, Arbeit von Toni Mosebach / Nora Strömer; Foto: Lukes Engelhardt

Jahresausstellung 2023 an der HFBK Hamburg

Vom 10.-12. Februar präsentieren Studierende aus allen Schwerpunkten ihre künstlerischen Arbeiten im Gebäude am Lerchenfeld, in der Wartenau 15 und im AtelierHaus. Im dort ansässigen ICAT kuratiert Tobias Peper, Künstlerischer Leiter des Kunstvereins Harburger Bahnhof, eine Ausstellung mit HFBK-Masterstudierenden. Zudem stellen dort 10 Austauschstudierende des Goldsmiths, University of London ihre Arbeiten aus.

Symposium: Kontroverse documenta fifteen

Mit dem Symposium zur documenta fifteen am 1. und 2. Februar 2023 möchte die HFBK Hamburg Hintergründe und Zusammenhänge analysieren, unterschiedliche Standpunkte ins Gespräch bringen und eine Debatte ermöglichen, die explizit den Antisemitismus im Kunstfeld thematisiert. Die Veranstaltung bietet Raum für divergente Positionen und will Perspektiven für die Gegenwart und Zukunft des Ausstellungmachens eröffnen.

ASA Open Studios im Wintersemester 2021/22; Foto: Marie-Theres Böhmker

ASA Open Studios im Wintersemester 2021/22; Foto: Marie-Theres Böhmker

Das Beste kommt zum Schluss

Zum Jahresende finden nochmals zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen mit HFBK-Kontext statt. Einige davon tragen wir hier zusammen. Auch einen kurzen Ausblick auf zwei Vorträge im Rahmen des Professionalisierungsprogramms im Januar finden sich in darunter.

Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image, Grafik: Leon Lothschütz

Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image, Grafik: Leon Lothschütz

Festival und Symposium: Non-Knowledge, Laughter and the Moving Image

Als abschließender Teil des künstlerischen Forschungsprojekts laden das Festival und Symposium vom 24.-27. November 2022 zu Vorführungen, Performances, Vorträgen und Diskussionen ein, die das Potenzial der bewegten Bilder und des (menschlichen und nicht-menschlichen) Körpers erforschen, unseren gewohnten Kurs umzukehren und die herrschende Ordnung der Dinge zu verändern.

Blick in die vollbesetzte Aula zum Semesterstart; Foto: Lukas Engelhardt

Blick in die vollbesetzte Aula zum Semesterstart; Foto: Lukas Engelhardt

Herzlich willkommen - und los geht's!

Wir freuen uns, zum Wintersemester 2022/23 viele neue Gesichter an der HFBK Hamburg begrüßen zu können. Einige Informationen und Hintergründe zu unseren neuen Professor*innen und Gastprofessor*innen stellen wir hier zusammen.

Einzelausstellung von Konstantin Grcic

Vom 29. September bis 23. Oktober 2022 zeigt Konstantin Grcic (Professor für Industriedesign) im ICAT - Institute for Contemporary Art & Transfer der HFBK Hamburg eine raumgreifende Installation aus von ihm gestalteten Objekten und bereits existierenden, neu zusammengestellten Gegenständen. Parallel wird der von ihm konzipierte Raum für Workshops, Seminare und Büro-Arbeitsplätze im AtelierHaus in Betrieb genommen.

Amna Elhassan, Tea Lady, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm

Amna Elhassan, Tea Lady, Öl auf Leinwand, 100 x 100 cm

Kunst und Krieg

„Jeder Künstler ist ein Mensch“. Diese so zutreffende wie existenzialistische Feststellung von Martin Kippenberger (in ironischer Umformulierung des bekannten Beuys Zitats) bringt es in vielerlei Hinsicht auf den Punkt. Zum einen erinnert sie uns daran, nicht wegzusehen, (künstlerisch) aktiv zu handeln und unsere Stimmen zu erheben. Gleichzeitig ist sie eine Ermahnung, denen zu helfen, die in Not sind. Und das sind im Moment sehr viele Menschen, unter ihnen zahlreiche Künstler*innen. Deshalb ist es für Kunstinstitutionen wichtig, nicht nur über Kunst, sondern auch über Politik zu diskutieren.

Merlin Reichert, Die Alltäglichkeit des Untergangs, Installation in der Galerie der HFBK; Foto: Tim Albrecht

Graduate Show 2022: We’ve Only Just Begun

Vom 8. bis 10. Juli 2022 präsentieren mehr als 160 Bachelor- und Master-Absolvent*innen des Jahrgangs 2021/22 ihre Abschlussarbeiten aus allen Studienschwerpunkten. Unter dem Titel Final Cut laufen zudem alle Abschlussfilme auf großer Leinwand in der Aula der HFBK Hamburg. Parallel ist in der Galerie der HFBK im Atelierhaus die Ausstellung der sudanesischen Gastlektorin Amna Elhassan zu sehen.

Grafik: Nele Willert, Dennise Salinas

Grafik: Nele Willert, Dennise Salinas

Der Juni lockt mit Kunst und Theorie

So viel Programm war schon lange nicht mehr: Ein dreitägiger Kongress zur Visualität des Internets bringt internationale Webdesigner*innen zusammen; das Forscher*innenkollektiv freethought diskutiert über die Rolle von Infrastrukturen und das Symposium zum Abschied der Professorin Michaela Ott greift zentrale Fragen ihrer Forschungstätigkeit auf.

Renée Green. ED/HF, 2017. Film still. Courtesy of the artist, Free Agent Media, Bortolami Gallery, New York, and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne/Munich.

Renée Green. ED/HF, 2017. Film still. Courtesy of the artist, Free Agent Media, Bortolami Gallery, New York, and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne/Munich.

Finkenwerder Kunstpreis 2022

Der 1999 vom Kulturkreis Finkenwerder e.V. initiierte Finkenwerder Kunstpreis hat eine Neuausrichtung erfahren: Als neuer Partner erweitert die HFBK Hamburg den Preis um den Aspekt der künstlerischen Nachwuchsförderung und richtet ab 2022 die Ausstellung der Prämierten in der HFBK Galerie aus. Mit dem diesjährigen Finkenwerder Kunstpreis wird die US-amerikanische Künstlein Renée Green ausgezeichnet. Die HFBK-Absolventin Frieda Toranzo Jaeger erhält den Finkenwerder Förderpreis der HFBK Hamburg.

Amanda F. Koch-Nielsen, Motherslugger; Foto: Lukas Engelhardt

Amanda F. Koch-Nielsen, Motherslugger; Foto: Lukas Engelhardt

Nachhaltigkeit im Kontext von Kunst und Kunsthochschule

Im Bewusstsein einer ausstehenden fundamentalen gesellschaftlichen Transformation und der nicht unwesentlichen Schrittmacherfunktion, die einem Ort der künstlerischen Forschung und Produktion hierbei womöglich zukommt, hat sich die HFBK Hamburg auf den Weg gemacht, das Thema strategisch wie konkret pragmatisch für die Hochschule zu entwickeln. Denn wer, wenn nicht die Künstler*innen sind in ihrer täglichen Arbeit damit befasst, das Gegebene zu hinterfragen, genau hinzuschauen, neue Möglichkeiten, wie die Welt sein könnte, zu erkennen und durchzuspielen, einem anderen Wissen Gestalt zu geben

Atelier-Neubau in der Häuserflucht am Lerchenfeld

Atelier-Neubau in der Häuserflucht am Lerchenfeld, im Hintergrund der Bau von Fritz Schumacher; Foto: Tim Albrecht

Raum für die Kunst

Nach mehr als 40 Jahren intensiven Bemühens wird für die HFBK Hamburg ein lang gehegter Traum Wirklichkeit. Mit dem neu eröffneten Ateliergebäude erhalten die Studienschwerpunkte Malerei/Zeichnen, Bildhauerei und Zeitbezogene Medien endlich die dringend benötigten Atelierräume für Master-Studierende. Es braucht einfach Raum für eigene Ideen, zum Denken, für Kunstproduktion, Ausstellungen und als Depot.

Martha Szymkowiak / Emilia Bongilaj, Installation “Mmh”; Foto: Tim Albrecht

Martha Szymkowiak / Emilia Bongilaj, Installation “Mmh”; Foto: Tim Albrecht

Jahresausstellung 2022 an der HFBK Hamburg

Nach der digitalen Ausgabe im letzten Jahr, findet die Jahresausstellung 2022 an der HFBK Hamburg wieder mit Publikum statt. Vom 11.-13. Februar präsentieren die Studierenden aus allen Studienschwerpunkten ihre künstlerischen Arbeiten im Gebäude am Lerchenfeld, in der Wartenau 15 und im neu eröffneten Atelierhaus.

Annette Wehrmann, photography from the series Blumensprengungen, 1991-95; Foto: Ort des Gegen e.V., VG-Bild Kunst Bonn

Annette Wehrmann, photography from the series Blumensprengungen, 1991-95; Foto: Ort des Gegen e.V., VG-Bild Kunst Bonn

Conference: Counter-Monuments and Para-Monuments

The international conference at HFBK Hamburg on December 2-4, 2021 – jointly conceived by Nora Sternfeld and Michaela Melián –, is dedicated to the history of artistic counter-monuments and forms of protest, discusses aesthetics of memory and historical manifestations in public space, and asks about para-monuments for the present.

23 Fragen des Institutional Questionaire, grafisch umgesetzt von Ran Altamirano auf den Türgläsern der HFBK Hamburg zur Jahresausstellung 2021; Foto: Charlotte Spiegelfeld

23 Fragen des Institutional Questionaire, grafisch umgesetzt von Ran Altamirano auf den Türgläsern der HFBK Hamburg zur Jahresausstellung 2021; Foto: Charlotte Spiegelfeld

Diversity

Wer spricht? Wer malt welches Motiv? Wer wird gezeigt, wer nicht? Identitätspolitische Fragen spielen in der Kunst und damit auch an der HFBK Hamburg eine wichtige Rolle. Das hochschuleigene Lerchenfeld-Magazin beleuchtet in der aktuellen Ausgabe Hochschulstrukturen sowie Studierendeninitiativen, die sich mit Diversität und Identität befassen.

Foto: Klaus Frahm

Foto: Klaus Frahm

Summer Break

Die HFBK Hamburg befindet sich in der vorlesungsfreien Zeit, viele Studierende und Lehrende sind im Sommerurlaub, Kunstinstitutionen haben Sommerpause. Eine gute Gelegenheit zum vielfältigen Nach-Lesen und -Sehen:

ASA Open Studio 2019, Karolinenstraße 2a, Haus 5; Foto: Matthew Muir

ASA Open Studio 2019, Karolinenstraße 2a, Haus 5; Foto: Matthew Muir

Live und in Farbe: die ASA Open Studios im Juni 2021

Seit 2010 organisiert die HFBK das internationale Austauschprogramm Art School Alliance. Es ermöglicht HFBK-Studierenden ein Auslandssemester an renommierten Partnerhochschulen und lädt vice versa internationale Kunststudierende an die HFBK ein. Zum Ende ihres Hamburg-Aufenthalts stellen die Studierenden in den Open Studios in der Karolinenstraße aus, die nun auch wieder für das kunstinteressierte Publikum geöffnet sind.

Studiengruppe Prof. Dr. Anja Steidinger, Was animiert uns?, 2021, Mediathek der HFBK Hamburg, Filmstill

Studiengruppe Prof. Dr. Anja Steidinger, Was animiert uns?, 2021, Mediathek der HFBK Hamburg, Filmstill

Vermitteln und Verlernen: Wartenau Versammlungen

Die Kunstpädagogik Professorinnen Nora Sternfeld und Anja Steidinger haben das Format „Wartenau Versammlungen“ initiiert. Es oszilliert zwischen Kunst, Bildung, Forschung und Aktivismus. Ergänzend zu diesem offenen Handlungsraum gibt es nun auch eine eigene Website, die die Diskurse, Gespräche und Veranstaltungen begleitet.

Ausstellungsansicht "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Maximilian Schwarzmann

Ausstellungsansicht "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Maximilian Schwarzmann

Schule der Folgenlosigkeit

Alle reden über Folgen: Die Folgen des Klimawandels, der Corona-Pandemie oder der Digitalisierung. Friedrich von Borries (Professor für Designtheorie) dagegen widmet sich der Folgenlosigkeit. In der "Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben" im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg verknüpft er Sammlungsobjekte mit einem eigens für die Ausstellung eingerichteten „Selbstlernraum“ so, dass eine neue Perspektive auf „Nachhaltigkeit“ entsteht und vermeintlich allgemeingültige Vorstellungen eines „richtigen Lebens“ hinterfragt werden.

Jahresausstellung 2021 der HFBK Hamburg

Jahresausstellung einmal anders: Vom 12.-14. Februar 2021 hatten die Studierenden der Hochschule für bildende Künste Hamburg dafür gemeinsam mit ihren Professor*innen eine Vielzahl von Präsentationsmöglichkeiten auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen erschlossen. Die Formate reichten von gestreamten Live-Performances über Videoprogramme, Radiosendungen, eine Telefonhotline, Online-Konferenzen bis hin zu einem Webshop für Editionen. Darüber hinaus waren vereinzelte Interventionen im Außenraum der HFBK und in der Stadt zu entdecken.

Katja Pilipenko

Katja Pilipenko

Semestereröffnung und Hiscox-Preisverleihung 2020

Am Abend des 4. Novembers feierte die HFBK die Eröffnung des akademischen Jahres 2020/21 sowie die Verleihung des Hiscox-Kunstpreises im Livestream – offline mit genug Abstand und dennoch gemeinsam online.

Ausstellung Transparencies mit Arbeiten von Elena Crijnen, Annika Faescke, Svenja Frank, Francis Kussatz, Anne Meerpohl, Elisa Nessler, Julia Nordholz, Florentine Pahl, Cristina Rüesch, Janka Schubert, Wiebke Schwarzhans, Rosa Thiemer, Lea van Hall. Betreut von Prof. Verena Issel und Fabian Hesse; Foto: Screenshot

Ausstellung Transparencies mit Arbeiten von Elena Crijnen, Annika Faescke, Svenja Frank, Francis Kussatz, Anne Meerpohl, Elisa Nessler, Julia Nordholz, Florentine Pahl, Cristina Rüesch, Janka Schubert, Wiebke Schwarzhans, Rosa Thiemer, Lea van Hall. Betreut von Prof. Verena Issel und Fabian Hesse; Foto: Screenshot

Digitale Lehre an der HFBK

Wie die Hochschule die Besonderheiten der künstlerischen Lehre mit den Möglichkeiten des Digitalen verbindet.

Alltagsrealität oder Klischee?; Foto: Tim Albrecht

Alltagsrealität oder Klischee?; Foto: Tim Albrecht

Absolvent*innenstudie der HFBK

Kunst studieren – und was kommt danach? Die Klischeebilder halten sich standhaft: Wer Kunst studiert hat, wird entweder Taxifahrer, arbeitet in einer Bar oder heiratet reich. Aber wirklich von der Kunst leben könnten nur die wenigsten – erst Recht in Zeiten globaler Krisen. Die HFBK Hamburg wollte es genauer wissen und hat bei der Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg eine breit angelegte Befragung ihrer Absolventinnen und Absolventen der letzten 15 Jahre in Auftrag gegeben.

Ausstellung Social Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Teilansicht; Foto: MKG Hamburg

Ausstellung Social Design, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Teilansicht; Foto: MKG Hamburg

Wie politisch ist Social Design?

Social Design, so der oft formulierte eigene Anspruch, will gesellschaftliche Missstände thematisieren und im Idealfall verändern. Deshalb versteht es sich als gesellschaftskritisch – und optimiert gleichzeitig das Bestehende. Was also ist die politische Dimension von Social Design – ist es Motor zur Veränderung oder trägt es zur Stabilisierung und Normalisierung bestehender Ungerechtigkeiten bei?