Symposium: Wege der Recherche
Recherche-basiertes Arbeiten im Kontext künstlerischer Forschung
Recherche stellt ein weit
verbreitetes methodisches Mittel dar, in den Natur- und
Geisteswissenschaften, im Journalismus, in der Literatur oder im Bereich
Film. Auch in der bildenden Kunst kommt Recherche zunehmend implizit
oder explizit zum Einsatz: Wir begegnen ihr im Bereich der
research-based art ebenso wie angesichts performativer Reenactments oder
Recherche-basierter Stadtkartografien. Die Popularität von Recherche,
auch als künstlerischer Arbeitspraxis, wirft dabei Fragen auf: Gibt es
allgemein verbindliche Kriterien, die unterschiedliche
Recherchepraktiken über disziplinäre Grenzen hinweg kennzeichnen? Und
was verbirgt sich überhaupt hinter dem oft wenig differenziert
gebrauchten Begriff der »Recherche«: Handelt es sich dabei um ein im
Bereich der Künste an sich altbekanntes Mittel, das allein sprachlich in
einem neuen, szientistisch angehauchten Gewand auftritt? Oder lässt
sich heute eine Tendenz ausmachen, die die Kunst im Namen eines
möglicherweise verkürzten Verständnisses von Begriffen wie
»Objektivität«, »Authentizität« und »Wahrheitsanspruch« in ein
fachfremdes methodisches Korsett zu zwingen sucht? Zur
Behandlung der genannten Fragestellungen sollen im Rahmen des eintägigen
Symposiums insbesondere die Mittel von Recherche Aufmerksamkeit
erfahren. Im Detail wird zu fragen sein: Welchen Einfluss besitzen
unterschiedliche mediale Träger von Wissen (wie historische Dokumente,
Bücher, Filme, Bilder, Erzählungen)? Wie prägen sich deren
Organisationsformen aus (von Archiven und Sammlungen bis hin zum
Internet)? Erfordern verschiedene Medien und Organisationsweisen
möglicherweise je eigene Auswertungs- bzw. Umsetzungsformen? Und
inwiefern findet jenseits einer linearen Auswertungslogik eine
Überschreitung statt, hin in die Bereiche des Unbekannten und
Unvorhersehbaren? (Text: Arne Bunk/Benno Hinkes/Christa Pfafferott)
18. November 2011, 10 - 17.30 Uhr
10.00 – 10.30 Uhr
Begrüßung
Organisatoren-Team des Symposiums vertreten durch Christa Pfafferott/Benno Hinkes (Moderation), Dr.
Hanne Loreck, Vizepräsidentin der HFBK Hamburg; Professorin für Kunst-
und Kulturwissenschaften/Gender Studies (HFBK Hamburg)
10.30 – 11.15 Uhr
BLOCK 1: Vorträge der ReferentInnen
Präsentation 1
Alice Creischer; Bildende Künstlerin, Kuratorin und Autorin (Berlin/Buenos Aires)
11.15 – 11.45 Uhr
Pause
11.45 – 13.15 Uhr
BLOCK 1: Vorträge der Referent*innen
Präsentationen 2 und 3
Dr. Knut Ebeling; Philosoph und Medientheoretiker; Professor für Ästhetik/Medien (Kunsthochschule Berlin-Weißensee)
Michaela Melián; Musikerin und Künstlerin; Professorin für Zeitbezogene Medien (HFBK Hamburg)
13.15 – 14.15 Uhr
Pause
14.15 – 14.45 Uhr
Offene Podiumsdiskussion
Die Referent*innen
diskutieren im offenen Dialog mit den Teilnehmenden; diskutiert werden
die einzelnen Beiträge, sowie das Thema der Veranstaltung und
Symposiumsreihe
Diskussionsleitung: Dr. Michaela Ott, Professorin für Ästhetische Theorie (HFBK Hamburg)
14.45 – 15.45 Uhr
BLOCK 2 – Workshop
Präsentation 4 und 5
Promovierende
der HFBK Hamburg stellen ihre Projekte unter dem Leitgedanken der
Veranstaltung und Symposiumsreihe vor und diskutieren diese mit den
Referent*innen/Teilnehmenden
15.45 – 16.15 Uhr
Pause
16.15 – 17.15 Uhr
BLOCK 2 – Workshop
Präsentation 6 und 7
Promovierende
der HFBK Hamburg stellen ihre Projekte unter dem Leitgedanken der
Veranstaltung und Symposiumsreihe vor und diskutieren diese mit den
Referent*innen/Teilnehmenden
Referent*innen
Alice Creischer
ist Bildende Künstlerin, Kuratorin und Autorin. In ihrer künstlerischen
Arbeit setzt sie sich mit den Themen Wirtschaft und Geld, Macht und
Machtlosigkeit, Armut und Reichtum auseinander. Ihre theoretische
Auseinandersetzung mit Kunst findet durch Veröffentlichungen in
Zeitschriften wie 'springerin', 'Texte zur Kunst' und 'ANYP' ihren
Niederschlag. 2002 kuratierte Creischer zusammen mit Andreas Siekmann
die Ausstellung 'Violence on the Margin of All Things' in der Generali
Foundation in Wien. 2006 erhielt sie den norwegischen Edward-Munch-Preis
für Gegenwartskunst. 2007 folgte die Teilnahme an der documenta 12. In
ihrem Symposiumsbeitrag wird Alice Creischer zwei künstlerische und
kuratorische Projekte vorstellen, die sich mit Kolonialgeschichte
befassen. Insbesondere thematisiert sie dabei den Aspekt der
künstlerischen Recherche.
Dr. Knut Ebeling ist Philosoph, Medien- und Kulturwissenschaftler. Er studierte bei Gilles Deleuze in Paris; sowie bei Friedrich Kittler in Berlin. Es folgten unterschiedliche Lehrtätigkeiten. 2010 wurde Ebeling als regulärer Pofessor an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee berufen, wo er im Bereich Theorie und Geschichte/ Medientheorie und Semiotik unterrichtet. Knut Ebeling ist Verfasser zahlreicher Texte zu Philosophie und zeitgenössischer Kunst. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Medien-, Bild- und Kulturtheorie, Theorie und Ästhetik der materiellen Kultur, sowie Geschichte der zeitgenössischen Kunst. Knut Ebeling wird im Rahmen des Symposiums das Projekt »Archive der Vergangenheit. Wissenstransfers zwischen Archäologie, Philosophie und Künsten« vorstellen.
Michaela Melián ist
Musikerin und Künstlerin. Stilistisch typisch für Meliáns Arbeit ist
die Verbindung von Kunstobjekt und Klang, sowie der Einsatz von
V-Effekten. Bereits in den 1970er und 80er Jahren war Melian als
Mitherausgeberin der Zeitschrift 'Mode und Verzweiflung' tätig, sowie
als Sängerin und Bassistin der international bekannten Band F.S.K. Ihre
Hörspiele 'Föhrenwald' und 'Speicher' wurden mit verschiedenen
renommierten Preisen ausgezeichnet. Mit ihrem Konzept 'Memory Loops'
gewann Melián 2008 einen Kunstwettbewerb der Landeshauptstadt München
zum Thema 'Neue Formen des Erinnerns und Gedenkens'. Michaela Melián
lehrte an verschiedenen Kunsthochschulen im In- und Ausland. Seit 2011
ist sie Professorin an der HFBK Hamburg.
Beteiligte: Dr. Michaela Ott, Dr. Hanne Loreck
Organisation: Arne Bunk, Benno Hinkes, Angelika Lepper, Christa Pfafferott, Jana Seehusen