Promotionsvorhaben Jule von Hertell
Arbeitstitel: Gedächtnis im dokumentarischen Essayfilm. Diskursivität der Erinnerung statt mahnendem Gedenken
Betreuer*innen: Prof. Dr. Michaela Ott und Prof. Pepe Danquart
Der filmische Essay ist eine künstlerische Form, die immer wieder über Grenzen geht und deshalb schwer mit herkömmlichen Gattungsbeschreibungen zu fassen ist: „Essayfilme sind Filme, die ihre eigene Darstellung reflektieren, die eher eine Idee entwickeln als eine Fabel erzählen, es sind zuweilen intellektuelle und philosophische Werke, Filme, die denken und das Denken stimulieren.“ (Kramer und Tode 2011) So liegen auch wissenschaftliche Analysen des Essayfilms nur in geringer Anzahl vor. Insbesondere Untersuchungen des Essayfilms bezüglich Darstellung und Reflexion von Faschismus und Krieg in Europa sind ein Forschungsdesiderat. Diese künstlerisch-wissenschaftliche Promotion leistet einen Beitrag zur Erforschung des dokumentarischen Essayfilms und seiner Wechselbeziehung zu Gedächtnis und Erinnerung. Die Untersuchungen der filmischen Form werden inhaltlich in Bezug gesetzt zur Erinnerungskultur Spaniens und künstlerischen sowie filmischen Auseinandersetzungen mit Gedächtnis und Erinnerung der deutschen und spanischen Vergangenheit des 20. Jahrhunderts. Es handelt sich um ein transdisziplinäres Forschungsvorhaben, das aus einem theoretischen Text auf Grundlage der noch relativ jungen Forschung zum Essayfilm sowie der medientheoretischen und filmwissenschaftlichen Modelle zu Gedächtnis und Erinnerungskulturen sowie einer künstlerischen Arbeit besteht; einem dokumentarischen Essayfilm. Der Ausgangspunkt dieses Filmprojekts zu Erinnerungskonflikten und zur Gedächtniskultur Spaniens, Tourismus und deutsche Parallelgesellschaft sowie deutsch-spanischer Geschichte des 20. Jahrhunderts bildet eine Militärfestung auf Mallorca, die während der Diktatur Francos ein Gefängnis und Ort von Massenerschießungen war und heute ein möglicher Gedenkort ist; jedoch zerfällt und leer steht.
Vita
Jule von Hertell (*1980 in Hamburg/Deutschland) ist seit 2011 freiberuflich als Filmemacherin und Künstlerin tätig. Sie studierte Film, Audiovisuelle Kommunikation und Medienproduktion in Kiel, Barcelona und Hamburg (B.A. 2011, M.f.A. 2018) Ihre Filme und Videoinstallationen liefen in diversen Ausstellungen, auf Festivals und in Programmkinos. Sie ist freie Mitarbeiterin der „Euthanasie“-Gedenkstätte Lüneburg, arbeitet als Editorin für Dokumentarfilmprojekte und produziert Auftragsfilme für Museen und Gedenkstätten. Seit 2020 promoviert sie an der HFBK und ist Stipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung. Sie lebt und arbeitet in Palingen bei Lübeck.
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